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GESCHICHTE DER PFARREI ST. PETER UND PAUL KIRCHHUNDEM
St. Peter u. Paul Kirchhundem - Kirche
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Kirchhundem im Südsauerland liegt am Unterlauf des Hundembachs, abgeleitet von Honbech, Homede, Hondem, einem Flüsschen, das von den “hohen“ Bergen des Rothaarkamms ins Tal fließt. Der Ort wird bis ins 18. Jahrhundert hinein auch Hundem, mundartlich heute wie ehemals Hungeme genannt. Er zeichnet sich durch eine alt angestammte katholische Pfarrei aus, die zum Erzbistum Paderborn gehört. Weithin sichtbar sind der stattliche Kirchturm im Dorf (58 m hoch) und die Kapelle auf dem Kreuzberg.
Die Ausbreitung des Christentums in Germanien leiteten fränkische Missionare der Kölner Diözese ein. Systematisch missionierte Bonifatius die katholische Glaubenslehre.
Paderborn erhielt schon im Jahr 795 den Bischofssitz. Eine Verstärkung der Christianisierung in unseren Regionen hatte unter Karl dem Großen (742 – 814) der Sachsenkrieg zur Folge. Weil die Sachsen im Krieg unterlagen, wurden sie ins Land der Franken eingegliedert und zum Christentum angehalten. Im Lauf der Jahre/Jahrzehnte besiedelten sächsische Stammesangehörige das Sauerland. Sachsen und Franken mischten sich. Ab dem 9. Jahrhundert begann auch im Südsauerland der Bau von Taufkapellen und kleinen Kirchen. In Wormbach, der ältesten Pfarrei des Südsauerlandes, war um das Jahr 850 eine Kirche mit St. Petrus als Schutzheiligem errichtet worden. Wormbach wurde Mutterpfarrei der Pfarrei Hundem, auf die auch St. Petrus als Kirchenpatron übertragen wurde. Wormbach „stellte im Mittelalter St. Paulus als Patron bei“. In Hundem besteht das Doppel-Patrozinium wahrscheinlich seit dem späten 17. Jahrhundert.
Die zweite, neue Bronzegussglocke, die Petersglocke mit 1,15 Meter Durchmesser am Bord, wurde in der geräumigen neuen Glockenstube im Jahr 1513 installiert. Darauf ist unterhalb der Glockenkrone in einer Texturschrift (textUrschrift) diese Inschrift in gotischen Lettern festgehalten:
„Petrus bin ich genan(n)t wann ich roffe so kompt zo hant dat en mach n(i)cht geschei(n) su(n)der die gotz moder marie(n) rei(n) caspar melchior baltazar sin och bereit vf dat vns num(m)er geschei leit ad(omi) xvc xiii.“
„Petrus bin ich genannt, wenn ich rufe, so kommt “zur Hand“, und mag nicht(s)geschehen ohne die Gottesmutter Maria, die Reine. Caspar, Melchior, Balthasar sind auch bereit, auf dass uns nimmer geschehe Leid. Anno Domini 1513.“
Dass neben St. Petrus die Gottesmutter Maria und die Heiligen Drei Könige mit der Glocke angerufen werden, hat historischen Hintergrund; gehörte doch die Pfarrei Hundem zum Erzbistum/Kurfürstentum Köln. Patron des Erzbistums Köln und des Kölner Doms sind St. Petrus und die Gottesmutter.
Im Jahr 1180 unterstellte Friedrich Barbarossa (1122 – 1190) das Herzogtum Westfalen, somit auch die curia nomina Homede (lat. den Edelhof mit Namen Homede), dem Kurfürsten/Erzbischof zu Köln. Im Jahr 1249 verfasste Vogt Widukind, der mehrfach in Urkunden erscheint als “advocatus ipsius ecclesiae“ (lat. persöhnlicher Advokat der Kirche), Bedingungen, die es den Bewohnern von Hundem erlaubten, sich dem vorhandenen “Altar St. Margaretha“ anzuschließen.
In einer Urkunde von 1261 ist Hundem als porochia (lat. Pfarrei) dokumentiert. Dies Ur-Kirchspiel umfasste alle Ortschaften von Heinsberg, Albaum, Würdinghausen bis Kirchhundem und von Heidschott, Hofolpe, Altenohl bis Altenhundem / Kickenbach.
Neben der Margarethenkapelle errichtete die Pfarrei bald ein größeres Gotteshaus im romanischen Baustil. Den Grundstein dafür legte sie im Jahr 1340; die Zahl ist verankert an der Westwand des Turms. Im Jahr 1470 vergrößerte die Pfarrei das Kirchenschiff und stockte den Turm auf. Diese Jahreszahl ist in römischen Ziffern auf dem Schaft der alten Säule neben dem Eingang zur Krypta gut zu lesen. Die erste Glocke aus dem Jahr 1477 ist wegen eines Defekts und mangelhaften Klangs im Kreisheimatmuseum eingelagert.
Die Gebeine der Drei Könige werden seit dem Jahr 1164 in Köln verehrt. Ihr Reliquienschrein hat einen ehrenvollen Platz am Hauptaltar des Kölner Doms. So erklärt sich, warum in Übereinstimmung mit den Kölner Patronen dieselben Schutzheiligen angerufen werden. Die Petersglocke hält somit für die Hundemer Nachwelt die damalige und langjährige Zugehörigkeit zum Erzbistum Köln fest.
Wegen stundenlanger, weiter Fußwege aus dem Oberkirchspiel (Oberkerspel) zum Besuch der Gottesdienste in Hundem sowie wegen zunehmender Besiedlung der Ortschaften kam es zu Abpfarrungen von der Mutterkirche. Sowohl in Heinsberg als auch auf Kohlhagen (hier seit 1490) gab es schon kleine Kirchen, in denen Vikare Messen feierten sowie auch Seelsorge wahrnahmen. Der im Jahr 1604 verstorbene Petrus Vasbach war Vikar in Hundem, Heinsberg und Kohlhagen. Die urkundlich besiegelte Abpfarrung vollzog man für Heinsberg im Jahr 1628 und für Kohlhagen mit Brachthausen, Wirme, Emlinghausen, Silberg und Varste im Jahr 1655.
In jener Zeit bauten Gläubige beim nahe gelegenen Hundem zwei Kapellen.
Die Kapelle in Flape konsekrierte der Weihbischof Fricke aus Köln im Jahr 1647.
Eine neue zweite Kapelle bauten die Flaper/Berghofer Einsassen im Jahr 1736, die der Hundemer Pastor Bernhard Bayer weihte. Auch diese wurde baufällig, sie musste abgebrochen werden. Im Jahr 1929 wurde deswegen eine neue dritte Kapelle errichtet.
Die feierliche Benediktion dieses Gotteshauses nahm am 12. November 1929 der Kirchhundemer Pastor Johannes Minze vor. Kapellenpatron ist der Hl. Johannes der Täufer.
Das achteckige Vasbach-Kapellchen ließ der Gutsbesitzer Georg Vasbach auf halbem Weg zwischen Hundem und Herrntrop während der Jahre 1677 bis 1680 errichten. Das kleine Gotteshaus konsekrierte Abt Gottfried von Grafschaft zu Ehren der Verkündigung Mariä, des hl. Evangelisten Johannes, des hl. Georg, des hl. Franziskus und der hl. Maria Magdalena. Auch in Anlehnung an den Vornamen des Erbauers wird die Kapelle kurz St.-Georgs-Kapelle genannt. Um sie vor drohendem Verfall zu retten, versetzte der Bürgerverein Kirchhundem das historische Kleinod innen und außen wieder in seinen ursprünglichen Zustand. Pastor Georg Wagener konnte im August des Jahres 2000 das Kapellchen neu einweihen.
Das Pastorat neben der Kirche stammt aus dem Jahr 1692. Die Hausinschrift des prächtigen Fachwerkgiebels in lateinischer Sprache eingeschnitzt lautet übersetzt:
„JESUS MARIA JOSEF ao 1692 Erbaut unter dem Pastor Joanne Martino Thonaeo aus Velbeke anno 92, 14. August. Heiliger Antonius von Padua und Heiliger Donatus bittet für uns. Wenn der HERR das Haus nicht baut, arbeiten die Bauleute vergebens.
Das vom Feuer verzehrte Haus hat die Pfarrei wieder aufgebaut unter der Leitung des Gerichtsschreibers Georg Vasbach in Bilstein. Erwartungsvoll am Tage vor dem Fest Mariä Himmelfahrt. Gott bewahre dieses Haus vor Blitz und Feuer und die Jungfrau Maria mit den Heiligen Petrus und Paulus und der glückseligen Agatha mögen es schützen. Amen.“
Seither wohnten 15 Pfarrer in diesem Pfarrhaus.
Unterdessen konnten die Gläubigen der Mutterkirche mit ihren Pfarrern zusätzliche Anschaffungen und Neuerungen für ihr Gotteshaus tätigen. Noch vorhanden sind: ein Kruzifix aus der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts; das große Gemälde “Mariä Verkündigung“ aus dem Jahr 1655 im Altarraum; die im Jahr 1702 installierte erste Orgel, eine Barockorgel, die auf der Empore des alten Kirchturms in Richtung des Kirchenschiffs der im Jahr 1920 konsekrierten großen Kirche steht und zu besonderen Anlässen in ihrem barocken Klangbild Musikstücke zu Gehör bringen lässt; Statuen der Kichenpatrone Petrus und Paulus aus der Zeit um 1700; die Statue einer Strahlenkranzmadonna im Doppelbildnis aus dem 18. Jahrhundert.
Infolge der Napoleonischen Kriege leiteten die Beratungen der Reichsfriedensdeputation im Jahr 1803 mit daran angeschlossenem Reichsfriedens-deputationshauptschluss umfangreiche gebietliche Umgestaltungen ein mit Auswirkungen auch für die Pfarrei Kirchhundem.
Das Herzogtum Westfalen wurde Großhessische Provinz. So begann für Kirchhundem die sogenannte Hessen-Darmstädter-Zeit. Einen völligen Umbruch dieser Darmstädter-Zeit zeitigten die von europäischen Staatsmännern 1815 auf dem Wiener Kongress gefassten Beschlüsse. Danach gehörte Kirchhundem ab 1815 zum Königtum Preußen. Der Rhein war neue Grenze zu Frankreich. Die geistlichen deutschen Fürstentümer wurden aufgelöst, so auch das Kurfürstentum Köln. Das gesamte kurkölnische Sauerland mit Kirchhundem fiel dem Bistum Paderborn zu.
Im Jahr 1852 erlaubten die betroffenen Grundstückseigentümer am Elsenberg die Anlage eines Kreuzwegs. Die Einsegnung des Stationswegs mit 14 Stationshäuschen, die den Leidensweg Jesu mit Todesurteil im Palast des Pilatus bis zur Grablegung darstellen, erfolgte am 14. September 1855, dem Festtag Kreuzerhöhung.
Schon bald setzte sich in der Gemeinde der Wunsch durch, am Ende des Kreuzwegs auf der Spitze des Elsenbergs eine Kapelle zu bauen. Dafür konnte im Jahr 1867 der Grundstein gelegt werden. Fertigstellung und Benediktion erfolgten im Jahr 1873. Seit der Zeit heißt der Elsenberg Kreuzberg. Im Jahr 1986 ist die Kapelle umfassend restauriert worden.
In den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts begannen in den Pfarrgremien langwierige Beratungen über die Notwendigkeit einer Erweiterung der Pfarrkirche bzw. über den Neubau eines “großen“ Gotteshauses. Letztendlich entschied sich die Pfarrei für den Neubau. Die Pläne entwarf Prof. Buchkremer von der TH Aachen, Architekt und Dombaumeister.
Die Baugenehmigung erteilte das Kgl. Hochbauamt Siegen am 22. April 1914. Am 9. November 1914 stimmte der Regierungspräsident in Arnsberg dem Neubau zu. Der Kirchenvorstand fasste am 22. Februar 1915 den endgültigen Beschluss über den Bau der Pfarrkirche im dreischiffigen neugotischen Stil 40 m lang, 19 m breit, 14 m hoch für 540 Sitzplätze.
Die Grundsteinlegung erfolgte am 22. Juni 1915, dem Patronatsfest Peter und Paul.
Die Bauunternehmung Plassmann aus Förde/Grevenbrück errichtete den Bau im Sicht-mauerwerk mit Würdinghausener Quarzporphyr.
Am 18. November 1917 benedizierte (vorläufige Einsegnung) der Landdechant Hammeke aus Kirchrarbach den Kirchenneubau. Die feierliche kirchen-amtliche Konsekrierung (Weihung) vollzog der Paderborner Bischof Dr. Caspar Klein am 30. September 1920. Der zeitliche Abstand zwischen Benediktion und Konsekration war wegen der ungeordneten Verhältnisse in den Kriegs- und Nachkriegs-zeiten geboten. Über dem Hauptportal des neuen Gotteshauses ließ der Erbauer Johannes Minze, Pfarrer in Kirchhundem von 1912 bis 1947, diesen Sinnspruch in Stein meißeln:
„Mitten im Kriegsgebrause schuf
mich die regsame Hand
Laß nie, o Herr, mich mehr schauen
solch schaurigen Weltenbrand“
Den Auflagen der Denkmalbehörden folgend waren nun diese Maßnahmen umzusetzen: Abtragen des hohen gotischen Turmhelms vom alten Kirchturm; Aufsetzen einer neuen Turmhaube im romanischen Stil auf den denkmalgeschützten alten Turm, weil er auch ursprünglich eine romanische Abdeckung hatte; Versetzen des Dachreiters mit Klepperglocke vom Dach der alten auf das der neuen Kirche.
Den aus der alten Kirche zunächst übernommenen holzgeschnitzten Altaraufsatz ersetzte die Gemeinde im Jahr 1937 durch einen neuen aus Marmor. Dadurch war der schon 1917 ebenfalls in Marmor angelegte Altarunterbau zu einem in sich geschlossenen Hochaltar vervollständigt.
Der Unterbau hat drei Mosaikbilder: zwei aus dem Alten Testament, Abrahams und Melchisedechs Opfer, sowie aus dem Neuen Testament Jesus als guten Hirten. Im Jahr 1961 wurde der Altaraufbau wieder entfernt und dessen drei Mosaikbilder auf die Chorrückwand übertragen: die Geburt Jesu, das Letzte Abendmahl und die Auferstehung Jesu. Diese Wandmosaiken sind noch mit einem stilisierten Lebensbaum ergänzt worden.
Somit konnte infolge dieser Umgestaltungen der Priester das Messopfer auch versus populum (lat. der Gemeinde zugewandt) hinter dem Altar stehend zelebrieren. Im Altar ruhen Reliquien der Märtyrer Desiderius und Victoria. Seit Ende der 1960er Jahre steht im vorderen Bereich des Chorraums ein kleiner Zelebrationsaltar.
Im Jahr 1940 erhielt die Kirche auf der bis dahin leeren Empore eine Orgel im Klangbild der deutschen Spätromantik von der Firma Feith, Paderborn. Die historische Barockorgel erfuhr im Jahr 1960 eine grundlegende Restauration.
Im Jahr 1959 baute die Gemeinde das Turmgewölbe der alten Kirche zu einer Krypta aus. Der dortige Reliquienschrein trägt die Umschrift
„CINIS E SEPULCRO
SANCTI PETRI APOSTOLI“
„Erde aus dem Grab des
heiligen Apostels Petrus“
Leo Peez
Schriften:
Liese Wilhelm, Geschichte der Pfarrei Kirchhundem, Erweiterte Neuauflage, Kirchhundem 2011.
Becker Günther, Vormberg Martin, Kirchhundem Geschichte des Amtes und der Gemeinde, Kirchhundem 1994.
Müller Carl Josef, Die Geschichte der Kapelle St. Johannes Baptist in Flape, Flape 1996.
Tröster Herbert, Anmerkungen zur Baugeschichte des Neubaus der Pfarrkirche St. Peter und Paul Kirchhundem, Unveröffentlichte Niederschrift, Kirchhundem 1994.
Starke Bernhard, Reperich Heinz, Die Pfarrkirche St. Peter und Paul in Wormbach, Wormbach o.J.
Erwes Robert, Peez Leo, Viele Grüße aus Kirchhundem, Kirchhundem 2008.
Internetrecherche.
Die Kirche St. Peter und Paul in Kirchhundem kann nun über eine virtuelle Tour erkundet werden. Diese wurde in Absprache mit dem Kirchenvorstand durch Martin Hilgenkamp von der Firma maxzoom erstellt.
Virtuelle Tour durch die Kirche
St. Peter und Paul Kirchhundem
Kontakt:
Pfarrer Heinrich Schmidt
Leiter des Pastoralen Raumes
Hundemstr. 53
57399 Kirchhundem
Tel.: 0 27 23 - 68 73 65 - 0
Fax: 0 27 23 - 68 73 65 - 9
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